Vielfältige Funde am Strand von Caños de Meca, Spanien

Forschende der Universität Cádiz fanden bei Ausgrabungen am Strand von Caños de Meca einzigartige Funde. Sie stammen aus der Vorgeschichte, der römischen Zeit, aber auch aus der Neuzeit.

Bilder von der Ausgrabung in Caños de Meca. Zu sehen ist das römische Bad.
Die komplette römische Therme Caños de Meca. Credits: Universidad de Cádiz.

Großes Fundspektrum, viele Epochen

Die Wissenschaftler erklärten, dass dies das erste Mal ist, dass archäologische Ausgrabungen im Trafalgar Leuchtturm durchgeführt worden sind. In der „modern-zeitgenössischen Kartographie und Geschichtsschreibung sind jedoch Hinweise auf römische archäologische Überreste seit dem 18. und 19. Jahrhundert bekannt“. Ende der siebziger Jahre des 20. Jahrhunderts führte man in der Gegend Oberflächenuntersuchungen durch. Zudem gibt es einige wissenschaftliche Arbeiten, die sich auf die Bewertung der Bedeutung der römischen Aquakulturanlagen an der Stätte von Kap Trafalgar konzentrieren. Dabei handelt es sich um ein im Gezeitenbereich ausgegrabenes Becken für die Mast und Aufzucht von Fischen und Mollusken. Es ist das einzige in ganz Andalusien bekannte.

Die archäologischen Aktionen wurden im Rahmen der Entwicklung des Forschungsprojekts ARQUEOSTRA, eine Abkürzung für das Projekt zur archäologischen Untersuchung der römischen Austernzucht, durchgeführt. Sie benutzten interdisziplinäre Techniken zur Bestimmung der Ursprünge der Aquakultur in Andalusien und Marokko.

Ausgrabungsplan von Caños de Meca
Karte der Ausgrabungen am Strand von Caños de Meca. Credits: Universidad de Cádiz.

Museum bereits in Planung

Die archäologischen Untersuchungen, die die Universität Cádiz von März bis Mai 2021 am Kap Trafalgar und am Strand von Caños de Meca durchgeführte, haben es ermöglicht, „außergewöhnliche, bis dato völlig unveröffentlichte Funde zu dokumentieren“. Von der jüngeren Vorgeschichte (Bronzezeit) bis zur Neuzeit ist die Existenz einer völlig unbekannten diachronen Besiedlung des Gebietes nachgewiesen. Es ist „ein exponentieller Sprung in Bezug auf das bisherige Wissen über das historische Erbe in der Region, das nach diesen Funden zum wichtigsten Kulturerbegebiet der Gemeinde Barbate wird“, so der Grabungsleiter Dario Bernal.

Der Erhaltungszustand der archäologischen Überreste „ist außergewöhnlich“. Zu den Highlights gehören ein intaktes prähistorisches Grab, ein römisches Balneum (Bad) mit meterhohem Verputz und ein komplettes römisches Salzbecken.

„Wir stehen erst am Anfang der Ausgrabungen“, so Patricia del Pozo, und sie hoffen, im Herbst mit einer dritten Phase fortfahren zu können. Dann „werden wir als vorbeugende Maßnahme damit fortfahren, das Gebiet abzudecken, weil es unverantwortlich wäre, dies nicht zu tun, um es zu erhalten“. Und sie haben auch Grund zu hoffen, denn das Kultusministerium hat bereits weitere Ausgrabungen für ein ganzes Jahr genehmigt. Zudem soll das Gebiet als Kulturgut von andalusischem Interesse zusätzlich geschützt werden. Diese Siedlung „ist wegen der hervorragenden Erhaltung, aber auch aufgrund ihrer Ausdehnung relevant“.

Für die Zukunft plant die andalusische Regierung ein mögliches Museum und die Schaffung eines Kultur- und Heimatkreises. Im Raum steht auch die Möglichkeit, eine Ausstellung mit einer Auswahl der im Museum von Cádiz gefundenen Stücke zu organisieren, um sie bekannter zu machen.

Das Megalithgrab aus der Bronzezeit. Credits: Universidad de Cádiz.

Vorgeschichte: intaktes Megalithgrab

Unter den gefundenen Überresten befindet sich ein Megalithgrab. Es besteht aus einem Korridor, der dem der Dolmen ähnelt, mit 4 Orthostaten auf jeder Seite des Zugangskorridors. Der Zugang führt zu einer kreisförmigen Kammer, die in den Fels gehauen wurde, wie eine künstliche Höhle oder ein Hypogäum. Dieses Grab, das in die frühe Bronzezeit datiert wird, ist noch intakt. Denn nach der Niederlegung störten Grabräuber die Bestattung nicht, sodass es die Jahrtausende unbeschadet überstand.

Die Kammer nutzten die Bewohner zu Bestattungszwecken und mindestens ein Individuum fanden die Ausgräber mit Resten von Grabbeigaben. Zu diesen zählen vor allem Muschelperlenketten, farbige Steine und einige goldene, und sogar ein Kamm oder Knochenkamm. Im Korridor konnten die Forschenden zudem keramische Überreste sowie mehr als 5 Individuen dokumentieren. Die Knochen werden für zukünftige paläogenetische Studien zur Bestimmung von Verwandtschafts- und Mobilitätsmustern genutzt. Außerdem hoffen die Forschenden durch Isotopenanalysen Kenntnisse über die Ernährung dieser Gemeinschaften zu gewinnen.

Ebenso werden archäometrische Untersuchungen der gefundenen Materialien zur Bestimmung der geographischen Herkunft der Grabbeigaben durchgeführt.

Zum ersten Mal konnten in der Region Gräber mit dieser Charakteristik dokumentiert werden, die der Nekropole von Los Algarbes de Tarifa sehr ähnlich sind. In der Tat glauben die Forschenden, dass es sehr wahrscheinlich ist, dass es weitere ähnliche Gräber in der Umgebung gibt. Diese Vermutung verleiht der prähistorischen Stätte, die bisher völlig unbekannt war, ein bemerkenswertes Potenzial.

Teile des römischen Bads. Credits: Universidad de Cádiz.

Römische Zeit: eine außergewöhnliche maritime Villa italienischer Siedler

Außerdem fanden die Forschenden eine hervorragend erhaltende maritime Villa am Kap Trafalgar, die zu den wichtigsten in Andalusien gehört. Im Wohnbereich dieser Villa gruben die Forschenden einen Raum mit Gebälk und einem Teil des zweiten Stockwerks aus. Es war auf das Pflaster gestürzt, jedoch konnten dadurch einige relevante architektonischer Stücke wiederhergestellt werden. Dazu zählen bspw. ein korinthisches Kapitell aus Biocalcarenit und mehr als 200 Reste von farbiger Wandmalerei mit geometrischem und vegetalem Dekor des dritten pompejanischen Stils (ca. 15 v. Chr. bis 50 n. Chr.). Sie stammen von der Decke und den Wänden einiger Räume, ebenso wie Reste von Mosaiken, die belegen, dass einige der Räume reich verziert waren.

Von Bedeutung ist außerdem die Entdeckung, dass diese Enklave mit einer „Salzfischfabrik“ ausgestattet war. Dabei handelt es sich um eine Cetaria, die sich auf das Einlegen von Fisch und die Herstellung von fermentierten Saucen konzentrierte. Die Entdeckung von mindestens 7 Salzbecken bestätigt diese Annahme. Obwohl es noch viele weitere, nicht ausgegrabene gibt.

Darüber hinaus sind diese Salzbecken in einem ausgezeichneten Erhaltungszustand, sie sind vollständig, mit ihren Scheitelpunkten und mit einer Tiefe von 1,5 bis 2 m. Außerdem barg man in zwei der fünf ausgegrabenen Gräben Reste von einer Art Garum, für das die Römer verschiedene Zutaten verwendeten. Darunter Seeigel und Mollusken, die in Zukunft biomolekulararchäologischen Untersuchungen unterzogen werden sollen, um die Inhaltsstoffe und Herstellungsprozesse zu ermitteln.

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Römische Mosaike bei Peralta, Spanien gefunden

Die Überreste der großen Mosaike, die Ausgräber im Zuge der Sanierung der Bewässerungsanlage fanden, werden derzeit analysiert.

Man hat zudem römische Muschelschalen gefunden, so dass es gelang nachzuweisen, dass die Muschelfischerei ein wichtiger Teil der Ausbeutung der Meeresressourcen an diesen Standorten war.

Damit ist Kap Trafalgar eine der wenigen Stätten im gesamten Römischen Reich, an denen sich Nachweise für diese Tätigkeit erhalten haben. Der Fund dieser neuen Salzfischfabrik ist ein Schlüssel, da zwischen Baelo Claudia in Tarifa und der Hauptstadt Cádiz nur Spuren von „Salzfischfabriken“ bekannt sind, so dass dieser Fund einen Mangel an Informationen in diesem Bereich des Fretum Gaditanum ausgleichen kann.

Ebenso fand man am Strand von Caños de Meca einige römische Bäder, die ebenfalls sehr gut erhalten sind. Die Wände der ausgegrabenen Räume sind mehr als 4 Meter hoch, da sie, nachdem sie in der Spätantike aufgegeben wurden, von Sand überlagert wurden.

Bisher grub man nur zwei Räume aus. Dabei fand man Reste der Hypokausten und das Verankerungssystem der Doppelwände (concamerationes). Dadurch kann man diesen Teil des Gebäudes als beheizte Räume (Caldarium oder Tepidarium) einer thermischen Anlage interpretieren.

Allerdings handelt es sich bei dem ausgegrabenen Teil um einen kleinen Bereich des Gebäudes, wobei sich die archäologischen Überreste schätzungsweise über mehr als einen Hektar erstrecken. Das untersuchte Thermalgebäude muss möglicherweise den Freizeit- und Hygieneeinrichtungen der pars fructuaria der römischen Villa entsprechen, wobei die Forscher davon ausgehen, dass es in der Nähe halieutische Anlagen (Salzbecken) gegeben haben muss, wofür es Belege gibt.

Der Wachtturm. Universidad de Cádiz.

Mittelalter und Neuzeit: Nekropole, sporadische Besiedlung und ein Wachturm.

Die Untersuchung der archäologischen Funde am Kap Trafalgar hat es den Forschenden ermöglicht, mehrere Überreste aus anderen Epochen zu identifizieren. Darunter zwei rechteckige Gräber, die im Untergrund neben dem Leuchtturm ausgegraben wurden und deren menschliche Überreste mit Hilfe einer Radiokohlenstoff-Analyse ins 8. Jahrhundert n. Chr. datiert werden konnten und somit interessante Forschungsperspektiven eröffnen.

Mittelalterliche Keramikreste aus dem 12. und 13. Jahrhundert, die mit der nahegelegenen Stadt Beca in Verbindung stehen, fand man ebenfalls am Strand, neben dem römischen Balneum. Diese Überreste fanden bereits in den mittelalterlichen Quellen Erwähnung und deuten auf Interaktionen mit der Küste hin. Möglicherweise nutzte man sie zu Fischerei- oder Hafenzwecken zu dieser Zeit.

Zudem führten die Forschenden eine umfassende Studie über den sog. Torre de Meca oder Trafalgar-Turm durch. Eine Artilleriefestung, die der 7. Herzog von Medina Sidonia zwischen 1559 und 1567 errichtete, um so die Küste von Huelva und Cádiz gegen Angriffe von Piraten und türkischen und berberischen Korsaren zu schützen. Diese Arbeit, die von dem Mittelalterarchäologen Rafael Jiménez-Camino Álvarez koordiniert wurde, ermöglichte die grafische, archäo-architektonische Untersuchung und die photogrammetrische Vermessung einer Struktur, die, obwohl sie an der andalusischen Küste gut bekannt ist, selten Gegenstand detaillierter archäologischer Studien war.

Nach Pressemeldung der Universidad de Cádiz.

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