Wer kämpfte in den Schlachten von Himera? Chemische Analysen liefern Antworten

Geochemische Analysen zeigen, dass das griechische Heer in beiden Schlachten von Himera sowohl aus Einheimischen, als auch aus Fremden bestanden. Dies legt eine am 24. März 2021 im Open-Access-Journal PLOS ONE veröffentlichte Studie von Katherine Reinberger von der University of Georgia, USA, und Kollegen nahe. Diese Daten widersprechen bestimmten Behauptungen in historischen Berichten von antiken griechischen Schriftstellern.

Siegestempel in Himera, errichtet nach der ersten Schlacht von Himera im Jahr 480 v. Chr. (Foto: Katherine Reinberger, CC BY: Redistribution permitted with credit).

Im Jahr 480 v. Chr. wehrte die griechische Stadt an der Nordküste erfolgreich eine karthagische Armee ab. Im Jahr 409 v. Chr. griff Karthago erneut an, und Himera fiel. Historiker dieser Zeit, darunter Herodot und Diodorus Siculus, schreiben, dass Himera in der ersten Schlacht dank der Hilfe griechischer Verbündeter standhielt, während es in der zweiten Schlacht ohne Hilfe unterging. Angesichts der begrenzten und parteiischen Perspektive dieser antiken Historiker sind diese Berichte jedoch wahrscheinlich unvollständig und voreingenommen.

Die Autoren der vorliegenden Studie überprüften diese historischen Behauptungen anhand geochemischer Beweise. Sie entnahmen Strontium- und Sauerstoffisotope aus dem Zahnschmelz von 62 Soldaten, die an den Schlachten teilnahmen. Die Zahnchemie der Soldaten variierte je nach ihrer Herkunftsregion.

Die Forscher fanden heraus, dass nur etwa ein Drittel der Soldaten der ersten Schlacht von Himera aus der Region stammte, während etwa drei Viertel in der zweiten Schlacht Einheimische waren, was die schriftlichen Behauptungen bestätigt, dass Himera beim ersten Mal mehr von Außenstehenden unterstützt wurde als in der zweiten Schlacht. Die Belege zeigen jedoch auch, dass viele Außenstehende entgegen den schriftlichen Berichten keine griechischen Verbündeten waren, sondern stattdessen Söldner, die von jenseits der griechischen Territorien angeheuert wurden.

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Diese Studie demonstriert die Bedeutung archäologischer Überreste, um die Behauptungen historischer Texte zu überprüfen und macht eine mögliche Voreingenommenheit in den antiken Schriften deutlich. Antike griechische Historiker könnten die Rolle ausländischer Söldner in den Schlachten von Himera absichtlich heruntergespielt haben, um eine eher griechisch-zentrierte Erzählung aufrechtzuerhalten und das für die griechische Gesellschaft potenziell unangenehme Thema der angeheuerten ausländischen Söldner zu vermeiden. Die Autoren fügen hinzu: „Hier waren wir in der Lage, Isotope zu verwenden, um die antiken Historiker zu unterstützen und gleichzeitig diese Quellen herauszufordern, indem wir Beweise für Söldner und möglicherweise ausländische Soldaten von sehr unterschiedlicher geographischer Herkunft fanden. Diese Studie ist auch wichtig für zukünftige Studien zur Migration im Mittelmeerraum, indem sie das Netzwerk vergleichender Isotopenwerte erweitert.“

Publikation:

Reinberger KL, Reitsema LJ, Kyle B, Vassallo S, Kamenov G, Krigbaum J (2021) Isotopic evidence for geographic heterogeneity in Ancient Greek military forces. PLoS ONE 16(5): e0248803. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0248803

Nach Pressemeldung von PLOS ONE.

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