Höhle diente als Depot für Neandertaler-und Tierknochen

In der Guattari Höhle bei Circeo fanden Forschenden die fossilen Überreste vom Neandertaler. Die Knochen werden neun Individuen zugeordnet. Zudem fanden Forschende Knochen von Hyänen, die Reste von Elefanten, Nashörnern, Höhlenbären und dem Auerochsen.

Lange Nutzungsdauer der Höhle

Mehr als achtzig Jahre nachdem man die Guattari-Höhle in San Felice Circeo entdeckte, lassen sich nun aus spektakulären Funde neue Erkenntnisse zum Neandertaler und seinem Verhalten gewinnen. Im Zuge von systematischen Forschungen sind bedeutende Fossilienfunde aufgetaucht, die Forschende anschließend 9 Individuen des Neandertalers zugeordneten. 8 Individuen datierten die Forschenden zwischen 50.000 und 68.000 Jahren. Wohingegen das älteste Individuum, er datiert zwischen 100.000 und 90.000 Jahren. Wegen den neuen Funden erhöht sich die Gesamtzahl der Individuen in der Guattari-Höhle auf 11. Dadurch bestätigt sich die Höhle als einer der bedeutendsten Orte der Welt für die Geschichte des Neandertalers.

„Eine außergewöhnliche Entdeckung, über die in der ganzen Welt gesprochen werden wird, denn sie bereichert die Forschung über den Neandertaler. Das Ergebnis der Arbeit unserer Superintendentur zusammen mit den Universitäten und Forschungseinrichtungen, ist wirklich außergewöhnlich“. Das sagte der Minister für Kultur, Dario Franceschini.

„Mit dieser Ausgrabungskampagne gelang es uns nämlich zahlreiche Individuen zu finden. Dadurch wird ein wichtiges Licht auf die Geschichte der Besiedlung Italiens geworfen. Der Neandertaler ist eine fundamentale Stufe in der menschlichen Evolution. Denn er repräsentiert die Spitze einer Spezies und die erste menschliche Gesellschaft, von der wir sprechen können“.

Knochen können noch weitere Antworten geben

„Es handelt sich um erwachsene Individuen. Bis auf einen, der wahrscheinlich in seiner Jugend verstarb. Es ist eine zufriedenstellende Darstellung einer Bevölkerung, die in diesem Gebiet recht zahlreich gewesen sein muss. Wir führen die Studien und Analysen weiter, nicht nur genetisch, mit viel fortschrittlicheren Techniken als zu Blancs Zeiten, die in der Lage sind, eine Menge Informationen zu enthüllen.“ sagte Francesco Di Mario, der Leiter der Ausgrabung und Nutzung der Guattari-Höhle.

„Die geologische und sedimentologische Untersuchung dieser Ablagerung wird uns anschließend durch die Untersuchung von Tierarten und Pollen die klimatischen Veränderungen verstehen lassen, die zwischen 120.000 und 60.000 Jahren stattgefunden haben, was uns erlaubt, die Geschichte des Circeo und der Pontinischen Ebene zu rekonstruieren.“

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Rekonstruktion von Flora und Fauna

Die Besonderheit dieses Ortes ist es, eine echte Zeitreise zu ermöglichen: denn die Bedingungen von heute sind im Wesentlichen die gleichen wie vor 50 Tausend Jahren und die Anwesenheit von Fossilien macht die Höhle zu einer außergewöhnlichen Datenbank. Jüngste Ausgrabungen haben Tausende von Tierknochenresten zutage gefördert, die die Rekonstruktion des faunistischen, ökologischen und klimatischen Bildes bereichern. Neben zahlreichen Hyänenresten wurden mehrere Gruppen großer Säugetiere festgestellt, darunter: der Auerochse, das große, ausgestorbene Rind, das zusammen mit dem Edelhirsch zu den vorherrschenden Arten gehört; aber auch die Reste von Nashorn, Elefant, Riesenhirsch (Megaloceros), Höhlenbär und Wildpferd. Das Vorhandensein dieser Arten passt gut zum Alter von vor etwa 50 Tausend Jahren, als die Hyäne Beute in die Höhle schleppte und diese als Unterschlupf und Nahrungsvorrat nutzte. In der Tat zeigen viele der gefundenen Knochen deutliche Anzeichen von Nagen.

Jedoch sind die Untersuchungen noch nicht abgeschlossen und beziehen zahlreiche Wissenschaftler aus verschiedenen wichtigen nationalen Forschungseinrichtungen ein: INGV, CNR/IGAG, Universität Pisa, Universität Rom La Sapienza. Sie arbeiten daran, den paläoökologischen Rahmen der pontinischen Ebene zwischen 125.000 und etwa 50.000 Jahren zu rekonstruieren, als unsere ausgestorbenen „Vettern“ das Gebiet von Latium frequentierten.

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Was war die Bedeutung der Höhle?

Die Forschung umfasste zum ersten Mal auch Teile der Höhle, die noch nie untersucht worden waren, darunter das Gebiet, das der Anthropologe Alberto Carlo Blanc wegen des Vorhandenseins von Wasser in den Wintermonaten „Laghetto“ (kleiner See) nannte. In diesem Gebiet wurden verschiedene menschliche Überreste gefunden, darunter eine Schädeldecke, ein Fragment eines Hinterkopfes, Fragmente eines Schädels (darunter zwei hemifrontale), Fragmente eines Kiefers, zwei Zähne, drei partielle Oberschenkelknochen und weitere Fragmente, die derzeit identifiziert werden.

Biologische Analysen und genetische Forschung werden es außerdem ermöglichen, die Vegetation, das Klima und die Umwelt zu rekonstruieren, in der unsere Vorfahren lebten. Isotopenanalysen werden es zudem ermöglichen, die Ernährung der untersuchten Tierarten und die antike Ernährung der Neandertaler zu rekonstruieren.

Die Forschungen, die das Kulturministerium in dem Gebiet noch immer durchführt, befassen sich deshalb systematisch mit allen Aspekten des Lebens der Neandertaler und des Territoriums von Latium und bestätigen einmal mehr die Bedeutung des Circeo für das Wissen über die Neandertaler in Europa und weltweit.

Nach Pressemeldung des ministero della cultura.

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