Seltene Sonnenuhr in Pisa gefunden

Eine Miniatur-Sonnenuhr wurde bei Ausgrabungen eines römischen Domus am Domplatz von Pisa gefunden.

Die Sonnenuhr ist erstaunlich klein und wurde von der Universität Pisa bereits in den 80ern gefunden.
3D-Rekonstruktion der Miniatur-Sonnenuhr. Credits: Università di Pisa.

Jahrzehnte lag sie unerkannt im Archiv

Bei dem jetzt gefundenen Objekt handelt es sich um eine Miniatur-Sonnenuhr aus Elfenbein. Sie wird auf die Mitte des 2. Jhs. v. Chr. und das Ende des 1. Jhs. v. Chr. datiert. Sie ist aufgrund ihrer Größe, ihres Erhaltungszustandes und der Details ihrer Verarbeitung ein einzigartiger Fund in der griechisch-römischen Welt.
Dieser Schatz aus der Vergangenheit enthüllt neue Details über das Leben in Pisa zur Zeit der Römer. Damals befand sich auf der heutigen Piazza dei Miracoli, nur wenige Schritte vom Schiefen Turm entfernt, ein Wohnkomplex mit Domus. Ausgräber identifizierten den Komplex während einer Ausgrabungskampagne, die von 1985 bis 1988 dauerte.

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Jahrelang blieb die Sonnenuhr in den Kisten der Ausgrabungsmaterialien. Erst jetzt erkannte man ihren Wert. Die erste Besonderheit, die die Uhr auszeichnet, ist ihre extrem geringe Größe, mit einer Höhe und Breite von etwas mehr als 5 cm. Und dass es immer noch möglich ist, die Zeit – wenn auch nicht genau – zu messen, liegt am hervorragenden Erhaltungszustand des Zeitgitters. Eine weitere Besonderheit des Artefakts ist das Material, aus dem es besteht: Elefantenelfenbein. Damit ist es das zweite Zifferblatt dieses Typs, das bisher bekannt ist, neben einem weiteren Exemplar aus der ptolemäischen Zeit aus Tanis im ägyptischen Delta. Jedoch wurde dieses Objekt stattdessen aus einem Nilpferdzahn hergestellt. Die Autoren weisen darauf hin, dass bisher 19 Miniaturuhren aus der griechisch-römischen Zeit gefunden wurden und die aus Pisa die einzige ist, die aus Elefantenelfenbein gefertigt wurde.

Hier wurde die Sonnenuhr gefunden. Zu sehen ist der Grabungsplan in Pisa. Die Grabungsfläche befindet sich östlich des Doms, am Rande des Domplatzes.
Grabungsplan der Ausgrabung von 1985-1988. In rot ist die Grabungsfläche markiert.

Sonnenuhr diente zur Selbstdarstellung

Bei der Untersuchung des Fundkontextes entwickelten die Wissenschaftler einige Hypothesen über die Funktion und den Gebrauch der kleinen Elfenbein-Sonnenuhr. Sie gingen davon aus, dass das Zifferblatt zwar einem mathematischen Schema folgte, aber auf dem Breitengrad von Pisa nicht richtig funktioniert hätte. Schließlich analysierten sie die soziokulturellen Implikationen, die der Besitz und die Zurschaustellung eines solchen Artefakts – hergestellt aus einem wertvollen Material – implizierten: „Während der gesamten Kaiserzeit wohnten auf dem Platz des Doms von Pisa reiche Bürger. Die Mosaikböden und die mit Fresken bemalten Wände gehörten sicherlich Menschen von hohem Rang. Eine ähnliche Konnotation kann man für das spätrepublikanische Wohnhaus und unsere Uhr annehmen. Sie fand man in einer Schicht, aus der Objekte hervorgingen, die auf das Ende des 1. Jhs. v. Chr. datieren. Und ist ein eindeutiger Beweis dafür“.

Reichtum und Eleganz dienten den Bewohnern solcher Residenzen, die mehr oder weniger einer kultivierten Elite angehörten, zur Selbstdarstellung. Griechischem philosophischem Wissen und solchen Kunstobjekten, schrieben sie viel Deutung zu. Deshalb platzierten sie sie bewusst in den Räumen ihrer Häuser um eine maximale Zuschaustellung ihres Reichtums zu erreichen.

„Die kleine Elfenbein-Sonnenuhr ist ein neues, wichtiges Stück der antiken Geschichte Pisas“, schlussfolgern die Autoren der Studie. „Obwohl wir keine genaueren Informationen über die Identität des Besitzers haben, können wir ihn uns als einen der wohlhabenden Bewohner des Wohnviertels der Piazza del Duomo vorstellen und haben eine Bestätigung für den sozialen Tenor dieses Stadtviertels in der späten republikanischen Zeit. Das Wohnviertel blieb während der gesamten Kaiserzeit von Bürgern hohen Ranges bewohnt“.

Nach Pressemitteilung der Universität Pisa

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