Tor und Bäder unter dem Kastro von Mytilini entdeckt

Jüngste Ausgrabungen des Ephorats für Altertümer der griechischen Insel Lesbos haben neue byzantinische Strukturen und Bäder aus der osmanischen Zeit in Mytilini ans Licht gebracht. Die Funde, die bis ins 6. bis 7. Jahrhundert n. Chr. zurückreichen, werfen ein neues Licht auf das Leben auf der Insel Lesbos, insbesondere auf die Verteidigungsanlagen der Insel in dieser Zeit.

Pavlos Triantaphyllides, der Leiter des Ephorats, merkt an, dass die Funde von besonderer Bedeutung für die Verteidigungsarchitektur der Festung (Kastro) von Mytilene während der frühen byzantinischen Geschichte und von Mytilene insgesamt sind. Wahrscheinlich sei, so Triantaphyllides, dass das vorbyzantinische Tor der Burg mit der bisher unbekannten byzantinischen Siedlung Melanoudi in Verbindung zu bringen ist, die in der Gegend bis zur Eroberung durch die Osmanen wichtig war.

Osmanisches Bad aus dem 16. Jh. (Foto  ΥΠΠΟΑ).

Am Eingang zur Burg von Epano Skala wurde ein osmanisches Bad aus dem 16. Jahrhundert gefunden, das in sehr gutem Zustand ist. Das Bad war im Besitz von Haireddin Pascha Barbarossa, der ursprünglich aus Mytilene stammte. Es handelt sich um das früheste Bad, das bislang auf der Insel Lesbos gefunden wurde. Es weist gewölbte Bereiche mit heißen, lauwarmen und kalten Bädern auf, mit den notwendigen Öfen darunter, wie die Hypokausten zeigen, die den Boden der Bäder stützten. Nach Angaben des Ephorats wird es mit einem festen Zelt überdacht und in der Zukunft für die Öffentlichkeit zugänglich sein.

Die wichtigste Entdeckung liegt jedoch unter den Fundamenten der Bäder. Dort befand sich ein frühbyzantinisches Tor aus dem 7. Jahrhundert n. Chr., das nach Melanoudi führte, einer bekannten byzantinischen Stadt, deren genaue Lage bislang unbekannt war. Das liegt zunächst daran, dass die ältesten bisher entdeckten mittelalterlichen Überreste aus dem 14. Jahrhundert stammten. „Während man bisher davon ausging, dass der untere Teil der Burg mauerlos war, zeigen uns die neuen Grabungsergebnisse die Mauern der Unterburg“, erklärt Triantaphyllides.

Tor der frühbyzantinischen Befestigungsanlage (Foto ΥΠΠΟΑ).

Dieses Tor besteht aus Marmor, der als Spolien aus einer früheren Nutzung recycelt wurde. Es hat eine Gesamthöhe von 3,20 Metern, eine Breite von 2,05 Metern und eine Tiefe von zwei Metern. Für den Bau wurden insgesamt neun Platten aus lokalem grau-weißem Marmor verwendet, während Hohlräume im Türsturz auf die Existenz einer Holztür hinweisen, die mit Drehgelenken angepasst wurde.

Laut Triantaphyllides muss Melanoudi in seiner Blütezeit etwa 1000 Einwohner gehabt haben. „Sicherlich gibt es einige christliche Kirchen, die wir im Moment noch nicht identifiziert haben“, sagt der Archäologe. „Für die frühe Phase der Stadt im 6. und 7. Jahrhundert wird uns die Ausgrabung, die wir hoffentlich in der nächsten Zeit mit anderen Mitteln fortsetzen können, viele Informationen liefern. Wir gehen von einer byzantinischen Siedlung aus dem 7. Jahrhundert aus, die innerhalb der Burg existierte und am Meer lag.“ Nach den neuen Erkenntnissen lag die byzantinische Stadt 4 Meter unter des heutigen Bodenniveaus, auf dem man in der Burg läuft.

„Es ist ein sehr beeindruckender Fund, denn leider kennen wir in Griechenland nicht viele ähnliche Beispiele von frühen byzantinischen Befestigungen. Es ist recht unbekannte Periode des Übergangs vom Heidentum zum Christentum, aus der archäologische Befunde normalerweise rar sind“, bemerkt Triantaphyllides.

Restaurierung in der Gegend läuft; Fahrradweg vorgeschlagen Im Bereich der unteren Burg wird im Rahmen eines europäischen Programms der nachhaltigen Stadterneuerung ein neuer Fahrradweg angelegt. In Kürze wird die Fahrradstraße, die zu dem Grabungsgelände führen wird, von der Gemeinde fertiggestellt werden. Zwei Häuser aus osmanischer Zeit werden bereits restauriert; eines davon wird als Informations- und Dokumentationszentrum für die gesamte Geschichte der Insel Lesbos dienen.

| Nach einer Pressemeldung des Griechischen Kulturministeriums.


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