Römischer Hafen von Altinum bei Venedig entdeckt

Ein Projekt der Universität Ca‘ Foscari in Venedig hat die Reste eines römischen Hafens in der antiken Stadt Altinum entdeckt.

Dass Altinum, eine römische Stadt an der Lagune von Venedig, einen Hafen gehabt haben muss, war bekannt. Auch die kommerzielle Rolle der römischen Stadt, die durch antike Autoren, aber vor allem durch die bei den Ausgrabungen gefundenen materiellen Hinterlassenschaften gut belegt ist, ließ darauf schließen. Tatsächlich gab es Handel mit Holz, Öl und Wein, und die Stadt war ein Handelsknotenpunkt für den Verkehr aus dem Norden, über die Via Claudia Augusta, und aus dem Hinterland der Poebene sowie vom Meer her. In Altinum selbst war auch für die Produktion von Exportgütern wie Wolle angesiedelt. Die Rekonstruktion seines Hafens ist jedoch ganz aktuell und verdankt sich den eindrucksvollen Bildern aus Luft- und Satellitenaufnahmen sowie geophysikalischen Untersuchungen. Die Prospektion ohne Ausgrabung erlaubt es, das Aussehen des städtischen Hafens eindeutig zu rekonstruieren, während Unterwasseruntersuchungen es ermöglichen, Strukturen aus der römischen Zeit in der nördlichen Lagune zu interpretieren, die zu einem ausgedehnten Hafensystem gehörten.

Hypothetisches Rendering des Hafens (Elisa Costa, Università Ca’ Foscari Venezia).Mauer aus dem 4. Jh. v. Chr. (Antonio Pizzo / EEHAR-CSIC).

Ein Team, das von Carlo Beltrame, Professor für Meeresarchäologie, koordiniert wird, folgte der Spur, die Paolo Mozzi, Geologe an der Universität Padua, der an dem Projekt beteiligt ist, auf einem Satellitenfoto entdeckt hat, das 2009 in der Zeitschrift Science veröffentlicht wurde und eine Art großes L-förmiges Hafenbecken mit einer Fläche von fast 1 ha westlich des Stadtzentrums von Altinum zeigt, ein Stadtzentrum, das im Übrigen auf denselben Bildern, die von oben aufgenommen wurden, auf erstaunliche Weise und in seiner Gesamtheit sichtbar wird. Das Dock fügt sich perfekt in das orthogonale Raster der Stadtblöcke ein, nach einem klaren städtebaulichen Projekt, und ist durch einen schmalen Kanal, der durch Pfähle begrenzt ist, mit dem heutigen Sioncello-Kanal verbunden.

Satellitenbild (Paolo Mozzi, Università degli studi di Padova).

Dank der Zusammenarbeit mit der Soprintendenza Archeologia, belle arti e paesaggio per il Comune di Venezia e Laguna und der Verfügbarkeit des Geländes, das derzeit bewirtschaftet wird, konnten im Rahmen des Projekts bereits Informationen durch Oberflächensammlungen, Kernbohrungen, radiometrische Analysen von Holzstrukturen und geomagnetische Untersuchungen gewonnen werden. Vor allem letztere haben es ermöglicht, ein recht klares Bild des Hafengebiets zu erhalten, das auch zahlreiche Gebäude rund um den Hafen offenbart, von denen man nichts wusste und die auf den Luftbildern nicht zu sehen waren.

Unterwasser- und terrestrische Untersuchungen, die während des Sommers mit photogrammetrischen Vermessungen, geoelektrischen Untersuchungen, Bohrkernen und Probenahmen durchgeführt wurden, machen es möglich, Datierungen zu verifizieren, die im Allgemeinen in das 1. Jh. n. Chr. weisen.

Luftbild der nördlichen Lagune (Foto von A. Cipolato).

Im Wasser wurden bereits in der Vergangenheit gemeldete Strukturen im Kanal von San Felice, im „Torrione romano“ und in Ca‘ Ballarin untersucht, mit dem Ziel, sie neu zu interpretieren und die Datierungen zu verfeinern. Es kann bestätigt werden, dass sie in die römische Kaiserzeit datieren. Diese bereits bekannten Stätten lagen vermutlich entlang eines Kanals, der vom Meer zum Hafen der antiken Stadt führte. Die durchgeführten Untersuchungen ermöglichen es, die Nutzungspläne der römischen Zeit zu rekonstruieren und bieten Daten, die auch für Studien zur Lagunenabsenkung von großem Interesse sind.

| Nach einer Pressemeldung von Federica Ferrarin, Università Ca’ Foscari Venezia.


Das könnte Sie auch interessieren:

Begleiten Sie Archäologinnen und Archäologen bei ihrer Forschung «zu Erde, zu Wasser und in der Luft». Wie sieht eigentlich der Alltag der Archäologinnen und Archäologen sowie von den zahlreichen anderen Fachleuten auf Ausgrabungskampagnen, Surveys oder bei anderen archäologischen Projekten aus? Wir folgen 24 internationalen und interdisziplinären Teams «ins Feld», in die Grabungshäuser, Zelte und Labore, um hautnah die wissenschaftlichen, logistischen, aber auch menschlichen Herausforderungen bei der Arbeit an ganz unterschiedlichen Orten mitzuerleben: in der Stadt, in der Wüste, unter der Erde, unter Wasser, im Gebirge oder in der Luft. Neben den alltäglichen Begleiterscheinungen der Forschung unter extremen Bedingungen werden auch die verschiedenen methodischen Herangehensweisen werden. Archäologie ist echtes Teamwork.