Einzigartiger römisch-keltischer Münzschatz entdeckt

Bei Prospektionsgängen im Kanton Zug haben Archäologen einen schweizweit einzigartigen Münzschatz aufgespürt. Die Entdeckung besteht aus 20 Silber- und 3 Bronzemünzen aus keltischer und römischer Zeit. Laut dem Inventar der Fundmünzen der Schweiz ist das in Zug aufgefundene Ensemble aufgrund seiner Zusammensetzung wissenschaftlich äusserst bedeutend. Die vielfältigen Motive auf den Münzen sind eine Art «Instagram der Antike».

Der Fund wurde im Januar 2020 im Rahmen von Prospektionsarbeiten in einem abgelegenen Waldstück zwischen Zug und Walchwil gemacht. Es könnte sich um den Inhalt einer vor rund 2000 Jahren verlorengegangenen Börse handeln. Das aufgefundene Geld stammt aus dem 2. und 1. Jh. v. Chr. und setzt sich im Wesentlichen aus keltischen Silbermünzen und römisch-republikanischen Silber- und Bronzemünzen zusammen.

In der Schweiz ist bislang nur ein einziger weiterer Mischfund von keltischen Silbermünzen und republikanischen Denaren entdeckt worden. Bei den 11 keltischen Geldstücken handelt es sich um sog. «Obole» (Kleinsilberstücke). Sie stammen aus Noricum, einem keltischen Königreich, welches einst große Teile des heutigen Österreichs, das Burgenland und Teile von Westungarn umfasste. Die 12 römischen Münzen setzen sich zusammen aus 8 Silber-Denaren, 1 Silber-Quinar sowie 3 Bronzemünzen, darunter das jüngste Fundstück das um 15–9/7 v. Chr. in Nemausus, dem heutigen Nîmes (Frankreich), geprägt wurde.

Fotografie der 23 Münzen aus dem römisch-keltischen Münzschatz.
Die kleinsten Münzen weisen eine einheitliche Prägung auf, während die römischen Silbermünzen Götterporträts und verschiedene Darstellungen aufweisen (darunter eine Schiffsdarstellung, eine Quadriga, einen Legionsadler und eine geflügelte Personifikation).
Die 23 Silber- und Bronzemünzen aus keltischer und römischer Zeit sind über 2000 Jahre alt. Es ist erst der zweite Mischfund von keltischen und römisch-republikanischen Silbermünzen in der Schweiz. Zu den 11 ostkeltischen Silbermünzen (Reihe 1 und 2 auf dem Foto) gibt es schweizweit keine Vergleichsfunde. Der Fund umfasst weiter 8 römische Silber- und 3 Bronzemünzen sowie die Imitation einer römischen Silbermünze, vermutlich aus dem südosteuropäischen Raum (Reihe 3 bis 5 auf dem Foto). Die römischen Silber-Denare und der Quinar (Reihe 4 und 5 auf dem Foto) weisen die Namen der Münzmeister C. Valerius Flaccus, L. Thorius Balbus, L. Piso Frugi und L. Rubrius Dossenus sowie den Namen des Feldherrn Marcus Antonius auf. Das jüngste Fundstück wurde um 15–9/7 v. Chr. in Nemausus, dem heutigen Nîmes (Frankreich), geprägt und gibt einen Hinweis darauf, ab wann der Schatzfund in den Boden gelangt ist. Foto: Res Eichenberger.

Münzen als Massenmedium und wichtige Kommunikationsmittel

«Der Fund stösst nicht nur in wissenschaftlichen Kreisen auf grosses Interesse, sondern dürfte wegen der vielfältigen Motive auf den Münzen auch das breite Publikum faszinieren», so Amtsleiter Stefan Hochuli. Römische Münzen dienten nicht nur als Zahlungsmittel, sondern waren auch ein beliebtes Massenmedium zur Kommunikation zwischen den Regierenden und der Bevölkerung im weitläufigen Reich sowie den teilweise fernab des italischen Kernlands im Einsatz stehenden Legionen. So sind im Fund aus dem Kanton Zug neben Bildnissen von Gottheiten, auch eine Galeere (Kriegsschiff), ein Legionsadler, ein von vier Pferden gezogener Triumphwagen, militärische Feldzeichen oder ein an einer Palme angekettetes Krokodil zu erkennen, das für die Unterwerfung Ägyptens steht. Laut Hochuli konnte die römische Führungselite in den Münzbildern ihre politischen und religiösen Anschauungen und militärische Erfolge vermitteln oder sich selbst darstellen, eine Art «Instagram der Antike».

| Nach einer Pressemeldung des Kantons Zug


Das könnte Sie auch interessieren:

ANTIKE WELT 1/2019: Wirtschaft in der Antike

Wirtschaft ist einer der Hauptaspekte bei der Betrachtung der vielfältigen materiellen Hinterlassenschaften antiker Kulturen. Wir möchten im Titelthema der AW neue und alte Funde und Befunde, Interpretationen, Theorien und Methoden präsentieren und aus einem ökonomischen Blickwinkel heraus erläutern, der in den vergangenen Jahren in der Archäologie mehr und mehr Gewicht bekommen hat. Der Schwerpunkt liegt auf den klassischen mediterranen Kulturen und ihren unterschiedlichen Beziehungen zu benachbarten Kulturen, die häufig wirtschaftlicher Natur waren.