Schale mit Emblem

sassanidisch, frühes 4. Jh. n. Chr.
angeblich Nordpersien
Silber, vergoldet
H. 4,1 cm, Dm. 20,7 cm
Museum für Kunst und Gewerbe
Hamburg Inv. 1963.10
Eigentum der Stiftung Hamburger
Kunstsammlungen St. 193

Bildnachweis © Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg;
Foto: Luther & Fellenberg

Exponat im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg

Die flache Schale ruht auf einem Ringfuß. Außen undekoriert, aber mit einer grünen Patina überzogen weist sie im Inneren ein bis zum steil aufsteigenden Rand reichendes Wabenmuster auf. Dieses ist aus zwölf Reihen von Sechsecken gebildet. Im Zentrum befindet sich ein von zwei Perlenkreisen umgebenes Medaillon. In hoher Treibarbeit ist eine Jagdszene dargestellt. Ein Adler mit ausgebreiteten Schwingen hat sich auf einem auf dem Rücken liegenden Huftier niedergelassen. Das Opfer hat seine Beine zu den Seiten von sich gestreckt. Der Hals ist zurückgebogen, der Kopf verdreht. Der Adler wird im nächsten Moment mit scharfem Schnabel seine Beute aufreißen. Geschickt sind die Formen dem Rund angepasst. Neben der Jagd – einer dem Herrscher und der Elite zustehenden Vergnügung, aber auch Bewährungsprobe – wird durch den Adler die Überlegenheit des höchsten Gottes und damit des unter seinem Schutz stehenden Königs symbolisiert.
Die Art der Silberarbeit und die Formensprache weisen die Schale als sassanidisches Kunstwerk aus.

Herrscher im Osten: die Sassaniden

Seit der Herrschaft der Perser folgte im Orient ein Großreich auf das andere. Im Jahr 260 n. Chr.
gelang es den Sassaniden unter König Schapur I. zum ersten Mal, einen römischen Kaiser
gefangen zu nehmen. Sie wurden zum neuen mächtigen Gegner des Imperium Romanum. Das
Sassanidenreich umfasste die Gebiete der heutigen Länder Iran, Irak und Afghanistan.
Unter der Herrschaft des Großkönigs Chosrau I. Anuschirvan (531–579 n. Chr.) erlebte das
Reich seine Blüte. Der hochgebildete König förderte Künste und Wissenschaften.
Während seiner Regentschaft entstanden prachtvolle Bauten. Auch heute noch lebt er in den
Erzählungen aus Tausendundeiner Nacht fort.

Die Sassaniden erfanden die Windmühlen und raffinierten den Zucker, sie brachten das
Schachspiel in den Westen und machten Hose und Turban populär. Ihre Formensprache
wirkte bis nach Indien, China und in das römische Reich. Typisch sind Glas sowie Gold- und
Silberarbeiten. Die hochwertigen Gefäße fanden Verwendung bei den Banketten der Herrscher.
Sie zeigen Jagdszenen, kultische Handlungen und mythologische Darstellungen, die
ihren Ursprung in griechischen und römischen Vorlagen haben. Häufig berichten römische
Autoren von Reichtum und höfischer Pracht. Als im Jahr 651 n. Chr. Heere muslimischer
Araber in das Sassanidenreich einfielen, war dessen Ende besiegelt. Jedoch beeinflussten seine
Traditionen die Eroberer. Die höfische Kultur der Sassaniden wurde zum Vorbild des ritterlichhöfischen
Lebens am Abbasidenhof in Bagdad.

| Frank Hildebrandt

Dieser Beitrag stammt aus dem Archäologischen Kalender 2020, der 24 Exponate des mkg Hamburg präsentiert.
Informationen zum Museum finden Sie unter

www.mkg-hamburg.de

Archäologischer Kalender 2021, wbg zabern

Präsentiert 24 Exponate aus dem Rheinischen Landesmuseum Trier. Die Kuratoren des Museum erzählen die Geschichte der Objekte.

Archäologischer Kalender 2021