Totenkranz

etruskischer Totenkranz
etruskisch, 3. Jh. v. Chr.
möglicherweise aus Perugia
(nach Aussagen des Vorbesitzers)
Gold

H. 9,2 cm, B. 32,0 cm
Museum für Kunst und Gewerbe
Hamburg Inv. 1980.173
Gestiftet von der Interversa Gesellschaft
für Beteiligungen GmbH
(Hamburg), ehemals Sammlung
S. Schweitzer (Basel)

Bildnachweis
© Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg;
Foto: Joachim Hiltmann

Exponat im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg

Goldene Diademe, Kränze, Bänder, Mund- und Augenbleche, Belagstücke für Ohren, Zunge, Brust, Nabel, Hand, Finger- und Fußnägel, dazu Goldfolien als Gewandbesatz, Handschuhe und Sandalen aus Goldblech spielten als Totenschmuck im Altertum eine wichtige Rolle, war das Metall doch ein Symbol für die Ewigkeit. Exakte Fundbeobachtungen und Darstellungen – in erster Linie auf Vasen – zeigen die jeweilige Verwendung. In wenigen Fällen haben sich sogar Schädel Verstorbener mit Goldbändern erhalten.
Der prächtige, aus dünnem Goldblech gefertigte Kranz stammt – ohne dass wir den genauen Fundort kennen – aus einem etruskischen Grab. Die Zerbrechlichkeit des dünnen Goldblechs macht eine praktische Verwendung im Alltagsleben oder bei religiösen Anlässen unmöglich. Hinzu kommt das Fehlen von Löchern an den Seiten zur Befestigung von Bändern, was darauf hinweist, dass die Kranz- bzw. Diademenden an dem Hinterkopf nicht zusammengebunden werden konnten. Der Kranz ist also von vornherein als Totenschmuck bestimmt gewesen, eine Verwendung, die für zahlreiche erhaltene Goldkränze des 4. und 3. Jahrhunderts v. Chr. angenommen wird

Coronae Etruscae

Der Totenkranz besteht aus einem breiten Band, auf dem mehrere Reihen einzelner, übereinander
geschuppter Lorbeerblätter befestigt sind. Im Zentrum befindet sich eine aufgesetzte
Rosette mit 14 Zacken und einem eingedrückten Omphalos, auf die die Blätter mit Mittelrippe
ausgerichtet sind. Lorbeerkränze wurden den Toten wegen der reinigenden Eigenschaften
der Pflanze häufig mitgegeben. Die Römer führten die Lorbeerkränze ihrer Triumphatoren
und später der Kaiser auf die etruskischen Kränze (lat. Coronae Etruscae) zurück.

Meeresungeheuer

An den beiden halbrunden Enden hat der Goldschmied als Schmuck je eine Skylla in das
dünne Blech gepresst. Das Meeresungeheuer ist frontal gezeigt. Es hat beide Arme erhoben
und hält in jeder Hand einen Fisch, wohl einen kleinen Delphin. Anstelle von Beinen setzen am
Unterkörper Fischleiber an, die in einer gefächerten Schwanzflosse auslaufen. In den Freiräumen
links und rechts befindet sich jeweils ein nach außen gerichteter Kopf eines Meeresungeheuers
(Ketos). Skylla hauste nach antiker Vorstellung an einer Meerenge in einer
Höhle. Schiffe, die sich aufgrund des gefährlichen Strudels Charybdis zu nah an die Klippen
wagten, wurden Opfer des Ungeheuers. Häufig sind am Unterleib die Vorderkörper wilder
Hunde angebracht, die nach den Seeleuten schnappten und sie von Deck rissen. Eindrucksvoll
wird dies in der homerischen Odyssee beschrieben.

| Frank Hildebrandt

Dieser Beitrag stammt aus dem Archäologischen Kalender 2020, der 24 Exponate des mkg Hamburg präsentiert.
Informationen zum Museum finden Sie unter

www.mkg-hamburg.de

Archäologischer Kalender 2021, wbg zabern

Präsentiert 24 Exponate aus dem Rheinischen Landesmuseum Trier. Die Kuratoren des Museum erzählen die Geschichte der Objekte.

Archäologischer Kalender 2021