Wandrelief aus dem Palast des Tiglathpileser III.

Wandrelief aus dem Palast des Tiglathpileser mkg Hamburg

assyrisch, 3. Viertel 8. jh. v. Chr.; Irak, wahrscheinlich aus Nimrud; Kalkstein H. 77 cm, B. 57 cm; Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg Inv. 1966.130; eigentum der Stiftung Hamburger Kunstsammlungen St. 246

Bildnachweis © Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg;
Foto: Joachim Hiltmann

Exponat im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg

Das seit dem 9. Jahrhundert v. Chr. aufblühende Neuassyrische Reich gilt als das erste Großreich der Weltgeschichte. Es erstreckte sich im Verlauf des 8. Jahrhunderts v. Chr. ausgehend vom Zweistromland bis in den heutigen Iran im Osten, bis ans Mittelmeer im Westen und über Ägypten bis nach Nubien. Nach dem höchsten Gott war das Machtzentrum Assur benannt, das schließlich in die Städte Nimrud (heute Kalach) und Ninive verlagert wurde. An den Handelswegen zwischen Babylonien und Anatolien gelegen entwickelte sich Assur bereits im 2. Jahrtausend v. Chr. zu einer bedeutenden Stadt.

Mit Assurnasirpal II. (reg. 883–859 v. Chr.) beginnt die Geschichte des Neuassyrischen Reiches. Hatten seine Vorgänger durch zahlreiche Feldzüge die Vorherrschaft in Mesopotamien gesichert, gelang Assurnasirpal II. die Eroberung der Routen zum Mittelmeer. Als 745 v. Chr. Tiglathpileser III. den Thron bestieg, war Assyrien durch innere Unruhen, Seuchen und den Druck des Reiches von Urartu im Norden geschwächt und hatte Teile seines Territoriums verloren. In mehreren Schlachten eroberte er die Fürstentümer im heutigen Syrien und Libanon und drang 733 v. Chr. bis Damaskus vor. Schließlich fügte er dem Reich noch Palästina und Gaza hinzu.

Der Palast von Tiglathpileser III.

Der Palast von Tiglathpileser III. wurde von Sir Austen Henry Layard (1817–1894) im Auftrag des britischen Parlaments ausgegraben. Aus diesen Grabungen stammen die assyrischen Reliefs im British Museum in London. Es ist aber auch bekannt, dass einzelne Reliefplatten damals in Privatbesitz gelangten; zu ihnen gehört auch dieses Wandrelief. Dargestellt sind zwei bärtige, mit einem Schwert bewaffnete männliche Figuren in langem Gewand mit Fransen und Mäanderbordüren. Die erste Figur stützt ihre Hand auf ein Schwert, die zweite hat die Hände ineinander gelegt. Von einer dritten Figur sind noch die gefalteten Hände zu sehen. Markant und typisch für die assyrische Kunst sind die Haar- und Barttracht. Es handelt sich um Offiziere und Hofbeamte des Königs. Die Figuren schreiten auf den links stehenden oder thronenden Herrscher zu. Der Zug der Beamten macht ihm Meldung oder präsentiert Gefangene und gewährt Einblick in das Zeremoniell bei Audienzen des Großkönigs.
Da die linke Figur ein Stirnband trägt, könnte es sich um den ranghöchsten Beamten
(Wesir) handeln, der den Zug anführt. Unter den Figuren werden in Keilschrift
«Gefangene aus dem Land Hatti» – so Peter Hulin – erwähnt, d. h. dem Land der Hethiter, das heutige Anatolien.
In den assyrischen Reliefs kommt vor allem die Verherrlichung der Macht und der Taten
der Herrscher zum Ausdruck, die in einer festen ikonografischen Ordnung und strengen
Typisierung gestaltet wurden.

| Frank Hildebrandt

Dieser Beitrag stammt aus dem Archäologischen Kalender 2020, der 24 Exponate des mkg Hamburg präsentiert.
Informationen zum Museum finden Sie unter

www.mkg-hamburg.de

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