Weibliches Doppelidol

4. Jt. v. Chr. wahrscheinlich Anatolien, Bergkristall; H. 5,6 cm, B. 2,8 cm, T. 2,2 cm, Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg Inv. 1965.65. Erworben von Mohammad Yeganeh (Frankfurt am Main)

Bildnachweis © Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg;
Foto: Maria Thrun

Exponat im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg

Einen besonderen Charme besitzt dieses aus Bergkristall gearbeitete Doppelidol, das sich allerdings weitgehend einer sicheren Einordnung bezüglich Herkunft, Datierung und Verwendung entzieht.
Der kleinen Figur fehlen Teile des Kopfes und die Kalotte ist abgeflacht. Die Beine sind auf halber Höhe abgebrochen. An Ober- und Unterseite befindet sich jeweils ein gebohrtes, wohl antikes Loch.

Die Figur selbst zeigt zu zwei Seiten je eine nackte weibliche Figur, die beide ihre Arme angewinkelt zu ihren Brüsten geführt haben. Die zwei Figurenhälften sind durch eine vertikale Längskerbung voneinander getrennt. Den Kopf charakterisieren große Augen, eine kleine Nase sowie ein schmaler Mund. Oberhalb der Stirn sind geringe Reste parallel geführter Haarsträhnen zu erkennen. Die Trennung von Armen und Körper sowie die Binnenzeichnungen, Mund, Hände, Finger und Scham erfolgen durch einfache Ritzlinien. Kräftige Schenkel und eine gesondert angegebene Bauchfalte weisen auf eine sog. Fettleibigkeit hin.

Idole im Alten Orient

Ähnliche Darstellungen finden sich im Bereich des Alten Orients, aber auch in Anatolien. Figuren mit einer solch starken Abstraktion werden gemeinhin in der Archäologie als Idole bezeichnet. Die Deutung weiblicher Idole mit ähnlicher Haltung variiert zwischen Muttergöttin, Priesterin oder Betenden. So finden sich aus phönizischer Zeit flache Tontäfelchen, deren gleichartige Darstellungen als Astarte oder deren Priesterinnen gedeutet werden. Zwei vergleichbare Objekte verorten die Hamburger Figur wohl nach Anatolien und ermöglichen eine sehr frühe Datierung in das 4. Jahrtausend v. Chr.
Die Bohrungen oben und unten dienten zur Einzapfung, vielleicht in ein Zepter.

| Frank Hildebrandt

Dieser Beitrag stammt aus dem Archäologischen Kalender 2020, der 24 Exponate des mkg Hamburg präsentiert.
Informationen zum Museum finden Sie unter

www.mkg-hamburg.de

Archäologischer Kalender 2021, wbg zabern

Präsentiert 24 Exponate aus dem Rheinischen Landesmuseum Trier. Die Kuratoren des Museum erzählen die Geschichte der Objekte.

Archäologischer Kalender 2021