Relieffragment aus dem Grab des Maya

Relieffragment aus dem Grab des Maya © Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg; Foto: Maria Thrun
Neues Reich, 18. Dynastie, um 1320–1310 v. Chr. Ägypten, aus Sakkara Kalkstein H. 31,5 cm, B. 36,5 cm Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg Inv. 1924.123 Erworben von Sabetai Alfandari (Paris)

Bildnachweis © Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg;
Foto: Maria Thrun

Exponat im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg

Charakteristisch für die altägyptische Kunst ist neben den architektonischen Meisterwerken der Tempelanlagen und Pyramiden, den Statuen und plastischen Objekten sowie der Malerei vor allem die
Reliefkunst. Die Darstellungen weisen einerseits eine strenge Formalisierung auf und sind kanonisch durchgebildet, andererseits findet sich in vielen Details ein großer Naturalismus. In der Regel wirken die Darstellungen wie auf einer Ebene ausgebreitet.

Reliefs schmückten nicht nur Wände und Säulen von Tempeln, sondern dienten neben der Malerei auch zur Ausgestaltung von Gräbern. Dabei orientierten sich die Eliten des ägyptischen Staates – hohe Beamte, Würdenträger und Priester – am Vorbild des Pharao. Darstellung und Hieroglyphen bilden in der Reliefkunst eine harmonische Symbiose. Die Schriftzeichen fügen dem zumeist formelhaften Bild eine individuelle Erklärung und Deutungsebene bei.

Die faszinierende Farbigkeit der Relieffragments

Das Fragment war wohl einst Teil einer Reliefwand in einer Grabkammer. Erhalten ist der im Profil nach links gerichtet Kopf eines jungen Mannes. Er trägt eine doppelte Halskette und eine große, bis zum Nacken reichende Perücke, die aus feinen korkenzieherartig gewundenen, parallelen Locken besteht. In seiner rechten Hand hält er wahrscheinlich die in flachem Relief vor ihm dargestellten Lotusblüten. Der Lotus galt im Alten Ägypten als besondere Pflanze, besagt doch der Mythos, dass der Sonnengott zu Beginn der Schöpfung in einer Lotusblüte geboren wurde.

Faszinierend ist die feine, noch in Teilen erhaltene Farbigkeit des Reliefs:
Gesicht, Halskette und Lockenenden waren ehemals braun und gelb gefärbt, die Locken selbst schwarz. Hinter dem Kopf erscheint der obere Teil des Lebenszeichens ankh, das wohl als Gabe von einer rechts folgenden Figur vorgestreckt wird. Es handelt sich demnach um eine Reihe von Gabenbringern, die auf den Verstorbenen zuschreiten und ihm verschiedene Opfergaben für ein Leben im Jenseits darreichen.

Die Inschrift des Fragments

Über der Darstellung befinden sich in fünf Kolumnen angeordnete Hieroglyphen. Auch sie waren einst farbig gestaltet. Es handelt sich um eine Opferformel: «Die Götter … mögen geben Opfergaben und alle schönen reinen [Dinge] … | [für den Ka (Seelengeist) des …] Vorstehers des Herrn der beiden Länder | … namens …, selig, | [Sohn des] … wirklichen Schreibers des Königs, des von ihm geliebten, | … namens Mehuhor, selig».
Aufgrund der Namensnennung kann das Fragment dem Grab des Maya zugewiesen werden, der unter den Pharaonen Tutanchamun und Haremhab Schatzhausvorsteher war und die Bestattung Tutanchamuns organisiert hatte. Die Aufgabe dieses hochstehenden Beamten bestand in der Verwaltung des Schatzhauses des Palastes mit seinen wertvollen Produkten, wie Metallen, Wein und Leinen.

Im Jahr 1843 hatte der preußische Gelehrte Carl Peter Lepsius das Grab in Sakkara entdeckt und den Oberbau teilweise ausgegraben. Dieser war wie ein Tempel mit einem Pylon (Zugangstor)angelegt. Nachdem das Grab in Vergessenheit geraten war, wurde es 1986 von der Egypt Exploration Society wiederentdeckt. Im reich dekorierten Inneren war ehemals eine Skulptur des sitzenden Grabherrn und seiner Frau Merit aufgestellt, die sich heute in Leiden befindet.

| Frank Hildebrandt

Dieser Beitrag stammt aus dem Archäologischen Kalender 2020, der 24 Exponate des mkg Hamburg präsentiert.
Informationen zum Museum finden Sie unter

www.mkg-hamburg.de

Archäologischer Kalender 2021, wbg zabern

Präsentiert 24 Exponate aus dem Rheinischen Landesmuseum Trier. Die Kuratoren des Museum erzählen die Geschichte der Objekte.

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