Schminkpalette in Form eines Fisches

Schminkpalette in Form eines Fisches © Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg; Foto: Frank Hildebrandt
Naqada II, um 3400–3100 v. Chr. Ägypten, Naqada-Kultur Grauwacke H. 17,2 cm, B. 26,0 cm Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg Inv. 1924.49 Erworben von Spink & Son (London)

Bildnachweis © Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg;
Foto: Frank Hildebrandt

Exponat im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg

Als «Geschenk des Nils», so bezeichnete der griechische Geschichtsschreiber Herodot Ägypten und seine Jahrtausende alte pharaonische Kultur um 450 v. Chr. Und in der Tat sind der Fluss, sein fruchtbares Schwemmland und die regelmäßigen Nilfluten die Lebensader
des Landes.

Bereits in der Altsteinzeit bevölkerten Jäger und Sammler das Flusstal. Mit Beginn der ägyptischen Jungsteinzeit (Neolithikum) lassen sich um 5000 v. Chr. im Nildelta und der südlich angrenzenden Fayum-Region erste sesshafte Ackerbauern und Viehzüchter nachweisen. Da es sich um schriftlose Kulturen handelt und die Bezeichnung ihrer Träger auch anderweitig nicht zu ermitteln ist, werden sie zumeist nach einem bedeutenden Fundort – meist einer Nekropole oder einer Siedlung – benannt, so auch die Badari-Kultur. Sie breitete sich um 4500 v. Chr. in Oberägypten aus. Erstmals sind hier Hinweise auf Kupferverarbeitung im Niltal zu finden.

Die Naqada- oder auch Negade-Kultur

Parallel zur Badari-Kultur entwickelte sich die Naqada- oder auch Negade-Kultur, die nach ihrem wichtigsten Fundort in der Nähe des späteren Theben benannt ist und die der prädynastischen Zeit Ägyptens zugeordnet wird. Ovale Schnurösengefäße mit Spiralmustern oder abstrahierten Darstellungen der Umwelt, schlanke Gefäße mit Netzdekor sowie rotbraune Gefäße mit schwarzem Schmauchrand sind typische Beispiele der Keramik des 4. Jahrtausends v. Chr.

Schminkpalette der Naqada-Kultur

Schminkpaletten aus Schiefer, Grauwacke oder Porphyr, deren häufigstes Motiv der Fisch ist, sind eine beliebte und bedeutende Objektgattung der Naqada-Kultur. Einen besonderen Reiz üben sie durch eine starke Abstrahierung und Reduzierung aus. Die umseitige Schminkpalette weist als Grundform ein Oval auf. Das Fischmaul ist durch einen geringen Vorsatz der Unterlippe angegeben, die Schwanzflosse durch eine kleine fächerförmige Ausstülpung. Die Flossen werden entlang der abgeflachten Kanten durch kleine Ritzlinien und auf dem Rücken durch einen Zackenkamm gebildet. Mittig auf dem Rücken befindet sich eine Durchbohrung, die zum Aufhängen diente. Das Auge wurde mit einer konischen Verjüngung gebohrt. Möglicherweise war hier – in Analogie zu anderen Schminkpaletten – ein anderes Material als Kontrast eingesetzt. Wahrscheinlich dienten als natürliche Vorbilder die Buntbarsche im Nil.

Auf beiden Seiten weist diese Schminkpalette verriebene helle und dunkelbraune Farbspuren auf, in denen regelmäßige Gewebeabdrücke erhalten sind. Auf den Paletten wurden offensichtlich Mineralien zerrieben und mit Tierfett zu Farbe gemischt, die zum Schminken oder auch Bemalen von Kultstatuen diente. Später wurden sie mit Stoff umwickelt und gelangten als Beigaben in die Gräber. Anfangs geometrischen Formen folgend, wurden diese allmählich mit auskragenden oder angedeuteten Tierköpfen versehen und nahmen schließlich Tiergestalt an, z. B. Nilpferde oder Vögel. Ihren Abschluss finden diese Objekte in den reich dekortieren Prunkpaletten der Zeit
um 3100 bis 2900 v. Chr., z. B. der Löwenjagd-Palette oder der Narmer-Palette. Sie dienten als Grabbeigaben der Elite. Während der 1. Dynastie nahm das Interesse an ihnen allmählich ab. Ein letzter Fund stammt aus dem Grab des Pharao Hor Den, der ungefähr bis 2820 v. Chr. regierte.

| Frank Hildebrandt

Dieser Beitrag stammt aus dem Archäologischen Kalender 2020, der 24 Exponate des mkg Hamburg präsentiert.
Informationen zum Museum finden Sie unter

www.mkg-hamburg.de

Archäologischer Kalender 2021

Archäologischer Kalender 2021, wbg Zabern

Präsentiert 24 Exponate aus dem Rheinischen Landesmuseum Trier. Die Kuratoren des Museum erzählen die Geschichte der Objekte.