Feuerbestattung in Israel datiert bereits um 7.000 v. Chr.

Das Geschlecht der menschlichen Überreste, die in einer Krematoriumsgrube in Beisamoun, Israel, gefunden wurden bleibt unbekannt. Bekannt ist, dass es sich um eine Person im frühen Erwachsenenalter handelte, die durch ein Projektil aus Feuerstein verletzt wurde – mehrere Monate vor ihrem Tod im Frühjahr vor etwa 9.000 Jahren. Konserviert durch ihre Vergrabung, bietet die Grube den ältesten Nachweis einer direkten1 Feuerbestattung im Nahen Osten.

Ein internationales Team, unter der Leitung von der CNRS-Archäoanthropologin Fanny Bocquentin2 mit Unterstützung der Doktorandin Marie Anton und mehreren Experten für tierische, pflanzliche und mineralische Überreste, entdeckte und untersuchte die Knochen im Inneren des Scheiterhaufens. Eine Analyse des Lehmes, der zur Beschichtung der Innenseite der Grube verwendet wurde, ergab, dass die 355 Knochenfragmente, von denen einige verbrannt waren, Temperaturen von bis zu 700°C ausgesetzt waren. Die Position der Knochen und erhaltenen Gelenke scheinen darauf hinzuweisen, dass der Körper in sitzender Position auf dem Scheiterhaufen platziert und während oder nach der Einäscherung nicht bewegt worden war. Ob als Brennstoff, als Verzierung oder als Duftstoff, Spuren von Kieselsäure deuten auf das Vorhandensein von blühenden Pflanzen hin, die die Bestimmung der Jahreszeit zum Zeitpunkt des Todes ermöglichen.

Neben der außergewöhnlichen Krematoriumsgrube wurden auch die verbrannten Überreste von drei weiteren Erwachsenen an der Fundstelle entdeckt. Sie stammen aus der gleichen Zeit wie Bestattungen, deren Spuren unter Ruinen verlassener Behausungen entdeckt wurden. Die Anwendung der Feuerbestattung deutet auf eine Entwicklung in der Beziehung zum Tod in der Region hin. Die Ahnenverehrung und langwierige Bestattungspraktiken scheinen kürzeren Ritualen gewichen zu sein. Dies könnte ein Hinweis auf eine Übergangsphase sein, denn etwa zwei bis drei Jahrhunderte später wurden die Toten nicht mehr im Inneren oder in der Nähe von Dörfern begraben und ihre Spuren sind viel schwieriger zu finden.

Die Studie basiert auf gemeinsamen archäologischen Ausgrabungen, die zwischen 2007-2016 vom CNRS, dem Französischen Ministerium für Europa und Äußeres und der Israelische Antikenbehörde (IAA) durchgeführt wurden.

| Nach einer Pressemeldung des CNRS.

Ausschnitt des Grabungsareals mit der Grube, in der sich die Feuerbestattung befand.
Ausschnitt der Grabung in Beisamoun (Israel) mit der Krematoriumsgrube (Foto: © mission Beisamoun)
Bibliografie:

Emergence of corpse cremation during the Pre-Pottery Neolithic of the Southern Levant: A multidisciplinary study of a pyre-pit burial, Fanny Bocquentin, Marie Anton, Francesco Berna, Arlene Rosen, Hamoudi Khalaily, Harris Greenberg, Thomas C. Hart, Omri Lernau, Liora Kolska Horwitz. PLOS ONE, 12 August 2020. DOI : 10.1371/journal.pone.0235386

1 Der Körper wurde – im Gegensatz zu anderen Praktiken, bei denen getrocknete exhumierte Knochen verbrannt wurden – direkt verbrannt.
2 Mitglied des Teams für prähistorische Ethnologie im Laboratorium Archéologies et sciences de l’Antiquité (CNRS/Université Paris 1 Panthéon-Sorbonne/Université Paris Nanterre/ Französisches Kulturministerium). An der Studie war zudem ein Doktorand des Öko-Anthropologie-Labors (CNRS/Museum national d’Histoire naturelle), mit Unterstützung des Centre de recherche français à Jérusalem (CNRS/Französisch Ministerium für Europa und Auswärtige Angelegenheiten/Aix-Marseille Université), beteiligt.