Wie Archäologinnen und Archäologen zum Traumjob finden

Zwei studierte Archäologen / Archäologinnen berichten über ihren erfolgreichen beruflichen Werdegang und ihren Weg zum Traumjob.

Nadine Chumra
Nadine Chumra

» Die Kernelemente sind schon herausfordernd, aber auch sehr spannend.«

Die Geschäftsführerin

Nadine Chmura hat mit Leidenschaft Klassische Archäologie studiert und auch im Fach promoviert. Aber auch sie merkte schon zu Beginn ihres Studiums, dass ihr das reine wissenschaftliche Arbeiten auf Dauer nicht gefiel, sondern dass ihre Stärken im Organisieren und Managen liegen. Einen konkreten Plan hatte sie damals noch nicht, deshalb versuchte sie, möglichst viele unterschiedliche Berufsbereiche kennenzulernen: Sie organisierte Ausstellungen für das Institutsmuseum, arbeitete im Haus der Geschichte als studentische Hilfskraft und später als wissenschaftliche Mitarbeiterin, aber auch in einer Redaktion und in einer Kommunikationsfirma, um Erfahrungen zu sammeln und Geld für das Studium zu verdienen. Nadine Chmura weiß, dass es diese Tätigkeiten neben der wissenschaftlichen Ausbildung waren, die ihr geholfen haben, interessante Stellenangeboten zu bekommen.

Inzwischen leitet die 41-Jährige als Geschäftsführerin den Alumniverein der Studienstiftung des deutschen Volkes in Bonn mit ca. 5000 Mitgliedern. «Die Kernelemente – die Professionalisierung der Abläufe, die finanzielle Strukturierung, das Managen der Kontakte, die Weiterentwicklung des Vereins und das Aufrechterhalten der Begeisterung der Alumni – sind schon herausfordernd, aber auch sehr spannend», sagt Nadine Chmura. Sie kümmert sich um alle vereinsrechtlichen Sachen, wie die Organisation der Vorstandssitzung, die Betreuung der Regionalgruppen, die Veranstaltungsorganisation, die Mitgliederwerbung und -betreuung und die Innen- und Außenkommunikation. Außerdem organisiert sie für die Vertreter der Regionalgruppen einmal im Jahr die Delegiertenversammlung und entwickelt neue Veranstaltungsformate für Mitglieder. Zugute kommen ihr ihre langjährigen Erfahrungen im Wissenschaftsmanagement und ihre Tätigkeit bei der Deutschen Kafka-Gesellschaft, die sie gegründet und die ersten acht Jahre ehrenamtlich als Präsidentin geleitet hat.

Ihre Herzensangelegenheit ist zudem noch immer die Nachwuchsförderung. Viele Jahre lang hat sie verschiedene Graduiertenzentren mit aufgebaut und geleitet, an den Hochschulen in Marburg, Bayreuth und Bonn. Auch während ihrer Zeit als Leiterin der Stabstelle für Presse und Marketing an der Hochschule am Niederrhein – sie wollte mit Anfang 30 noch einmal eine andere Tätigkeit kennenlernen – blieb ihr Steckenpferd die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses: Sie baute daher eine eigene Informations-Webseite auf und entwickelte nach und nach Angebote für Graduiertenzentren verschiedener Universitäten. Für ihre aktuelle Stelle war ihr wichtig, dass sie diese Coaching-Tätigkeit noch nebenberuflich weiter ausführen kann. 

von Annika Vossen

Die Arbeitsgemeinschaft «Wissen schafft Karriere» des Deutschen Archäologen-Verbandes (DArV) informiert über das breite Spektrum an potenziellen Berufsfeldern
(‹fachlich – fachnah – fachfern›)

Friedrich Loré (Foto: Dr. Hamid Fahimi)
Friedrich Loré (Foto: Dr. Hamid Fahimi)

»Ich bin nun mal Archäologe mit Herz und Seele«

Der Grabungsleiter

Er solle bloß etwas Gescheites lernen, riet ihm damals sein Ge­ schichtslehrer. Friedrich Loré beherzigte den Rat und begann in Saarbrücken BWL zu studieren – und wechselte doch bald zu Vor­ und Frühgeschichte, Vorderasiatischer Archäologie und Geologie.

«Das habe ich bis heute nicht bereut», erklärt der 59­Jährige, für den Beruf viel mit Berufung zu tun hat. Er ist Geschäftsführer seiner eigenen Grabungsfirma ADILO im oberpfälzischen Parsberg, die etwa 45 Mit­ arbeiterinnen und Mitarbeiter hat und seit 15 Jahren tätig ist. «Das Grabungswesen hat sich etabliert, da ist es nicht unlogisch sich selbstständig zu machen. Wenn viel gebaut wird, wird auch viel archäologische Substanz zerstört», erklärt der Archäologe und ergänzt: «Hier in Bayern gibt es inzwischen rund 50 Firmen.»

Friedrich Loré hat schon als Student viel gegraben, war nach dem Magisterab­ schluss selbst als Grabungsleiter angestellt, oft mit Zeitverträgen. Inzwischen ist er derjenige, der die Jobs vergibt. «Das ist ein Kampf um die besten Köpfe. Bei uns werden aber nicht nur Erfahrene gesucht, wir stellen auch Berufsanfänger ein und coachen sie, denn selbst promovierte Studenten haben oft zu wenig Grabungserfahrung und meist keine Ahnung von der Grabungsleitung – als Unternehmen müssen wir anders agieren als in der Wissenschaft. Wir müssen aufs Geld schauen, schnell auf den Punkt kommen, Leistung bringen», er läutert der Firmenchef. Mit dem glamourösen, romantisierten Bild von Indiana Jones und Co. haben die Ausgrabungen meist wenig gemein. 

Für ihn ist auch der persönliche Eindruck im Vorstellungsgespräch entscheidend. «Wir haben Mitarbeiter aus vielen Nationen, mit unterschiedlichen Glaubensvor­ stellungen – da muss jemand auch menschlich gut ins Team passen. Diskriminierung dulden wir nicht!» Sollten Bewerberinnen und Bewerber auch Software­Kenntnisse mitbringen, sich also mit Computer Aided Design­Programmen (wie AutoCAD) oder Geographischen Informationssystemen (GIS) auskennen? «Software­Skills sind inzwischen eine wichtige Voraussetzung, jede Grabung erfolgt mit technischem Ein­ satz. CAD ist bei uns Standard, GIS wird kommen», so der Unternehmer.

Zu Friedrich Lorés Arbeitsalltag gehört es, mit Bauherren zu verhandeln, zu einer Lösung zu kommen, die von beiden Seiten – von Investoren und dem Denkmalamt – akzeptiert wird. Zu finden ist er aber meistens auf einer seiner Baustellen, sehr zum Leidwesen seiner Assistenz. «Ich bin nun mal Archäologe mit Herz und Seele. Gerade bei großen Projekten unterstütze ich die Projektleiter als Mentor.» Er brennt für die Archäologie und ist überzeugt, dass man Neugier und Freude an den mensch­ lichen Aktivitäten der letzten Jahrtausende braucht, um erfolgreich graben zu können. «Wir tragen große Verantwortung, denn wir zerstören bei jeder Grabung Geschichte. Daher müssen wir alles sehr sorgfältig dokumentieren. Anschließend ist nichts mehr vom Fundort übrig, stattdessen steht dann da eine Tiefgarage.»

von Annika Vossen